Wie man zum Hobbit wird
Die Sache mit der erzwungenen Perspektive
Von Ulrich Hacke
Eine der größten Herausforderungen bei der Verfilmung des Herrn der Ringe bestand darin, die unterschiedlichen Größen der Charaktere glaubhaft darzustellen - ein Hobbit reicht einem Menschen nun mal nur knapp bis an die Gürtellinie. Die erzwungene Perspektive ist dafür ein einfaches Mittel. Und sie funktioniert perfekt.
Eigentlich ist der Trick ganz simpel und beruht darauf, wie nah oder entfernt man einen Darsteller oder ein Objekt an die Kamera postiert. Während wie eine Szene mit unseren Augen dreidimensional wahrnehmen, liefert eine Kameraufnahme ein zweidimensionales Abbild. Alles was näher an der Kamera steht, erscheint groß und alles, was weiter weg ist, erscheint klein.
Stellt man also Elijah Wood (Frodo) etwas hinter Sir Ian McKellen (Gandalf), dann sieht man durch die optische Täuschung durch die Kamera einen Hobbit, obwohl bei normaler Wahrnehmung der Trick sofort auffällt.
Durch die Verwendung unterschiedlich großer Requisiten lässt sich die Täuschung noch vervollkommnen: wenn Gandalf einen Apfel in der Hand hält, ist der gleiche Apfel um ein Vielfaches größer, wenn Frodo ihn trägt. Der Nachteil dieser Methode besteht natürlich darin, dass man alle Requisiten in zwei Versionen benötigt. Hat man jedoch wie Peter Jackson eine entsprechend gut ausgerüstete Abteilung und ein passendes Budget in der Hinterhand, fällt dieser Nachteil natürlich nicht so stark ins Gewicht...
Wie die erzwungene Perspektive am lebenden Objekt aussieht, konnte man recht eindrucksvoll auf der Herr der Ringe-Ausstellung im Filmpark Babelsberg erleben: eine Sitzbank war ein zwei Teile geteilt vor einem grünen Hintergrund (green screen) aufgestellt worden. Eine Kamera filmte die linke (Hobbits) und eine die rechte Seite (Menschen). Im Prinzip hätte die linke Bankhälfte etwas weiter von der Kamera entfernt stehen müssen, aus Platzgründen behalf man sich aber damit, dass die rechte Kamera einen stärkeren Zoom besaß. Das hatte den Vorteil, dass man die linke Bankhälfte größer bauen konnte, um den Hobbit-Effekt noch zu verstärken. Ein digitaler Composer fügte beide Einzelbilder zusammen und aus dem grünen Hintergrund wurde eine Panoramaansicht von Hobbingen.
Man sieht: wieder einmal sind die einfachsten Tricks die besten. Mit der erzwungenen Perspektive lassen sich mit jeder Fotokamera spannende Bilder knipsen. Zum Beispiel könnte jemand auf der Hand eines anderen herumlaufen oder ein Matchbox-Auto steht in gleicher Größe neben seinem realen Vorbild auf einem Parkplatz. Der Phantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt... ich wünsche viel Spaß beim Ausprobieren eigener Kreationen!