Erster Tolkien Lesetag in Hannover

Fast vierhundert Minuten Mittelerde bei Schmorl und von Seefeld

Tolkien in einer Buchhandlung? Klingt nicht allzu besonders, schließlich stehen hier meist sämtliche seiner Werke. Dass aber laut daraus vorgelesen wird, ist dann doch mal was anderes.

Ein Bericht von Uli

Die Schwierigkeit lag vor allem darin, passende Stellen zu finden. Natürlich ist ein Epos wie der "Herr der Ringe" ein fantastisches Werk, um daraus vorzulesen - wenn man denn viel Zeit hat. Muss man sich jedoch auf vielleicht zehn Minuten begrenzen, die den Zuhörer fesseln sollen, dann ist umfangreiche Recherche angesagt. Hinzu kommen Einleitungen und Zusammenfassungen, schließlich wird man kaum voraussetzen können, dass ein jeder "seinen Tolkien" so parat hat, dass er quasi überall in die Handlung einsteigen kann. Noch herausfordernder wird das Ganze, wenn es um die weniger bekannten Werke Tolkiens geht, die nicht so weit verbreitet sind. Da hört denn vielleicht auch der eingfleischtere Fan etwas genauer hin, wenn Drachen mit schwer aussprechbaren Namen übers Land ziehen (wie im "Schmied von Groß-Holzingen") oder die vorgetragene Geschichte sogar etwas abstrakter wird (wie im "Blatt von Tüftler").

Da hat es fast schon etwas Journalistisches, wenn man beispielsweise die Reise der Ringgemeinschaft in zwei bis drei knackige Sätze zusammenfassen muss, weil man die Ereignisse in Moria vorlesen möchte. Worum geht es, wer ist wer, was ist das Ziel und wieso steht was fest? In der Tat das Kleine Einmaleins der schreibenden Zunft, wenn man so darüber nachdenkt. Natürlich darf auch das eine oder andere unbekannt bleiben, schließlich soll die zu Gehör gebrachte Stelle Lust auf mehr machen und zum selbständigen Lesen Laune machen.

Seit den überaus erfolgreichen Verfilmungen des "Herrn der Ringe" haben die meisten schon von Mittelerde gehört, und wenn plötzlich so bekannte Namen wie "Gandalf", "Gollum" oder Frodo fallen, dann bleibt der eine oder andere auch schon mal stehen, obwohl er vielleicht etwas ganz anderes vorhatte, als er am 25. März die hannoversche Traditionsbuchhandlung Schmorl und von Seefeld betrat. Und wer Zeit hatte, der hörte auch mehr als mit nur halbem Ohr hin, als wir vom Tolkien Stammtisch Hannover die speziell ausgesuchten und recherchierten Fragmente aus Tolkiens werken abwechselnd vorlasen. Vielleicht haben wir auch Erstaunen oder Neugier ausgelöst, dass Tolkien auch noch ganz andere Geschichten zu Papier gebracht hat - und sogar solche, in denen Mittelerde überhaupt nicht vorkommt!

Überhaupt: Erstaunen ist das Stichwort. Viele zeigten sich erstaunt, dass da während ihres Einkaufs Menschen zu sehen waren, die laut aus Büchern vorlasen - und das sogar mit Deko und Mikrofon. Hätte das potenzielle Publikum mehr davon gewusst, wären möglicherweise sogar die Stühle knapp geworden. Aber es war wohl bei allen Beteiligten ein wenig das vorsichtige Antesten der Wassertemperatur mit dem großen Zeh. Es stellte sich als überraschend angenehm heraus, man hätte also - um im Bilde zu bleiben - auch die Badehose mitbringen können. Aber das kann ja alles noch beim nächsten Mal kommen. Immerhin wissen wir jetzt, welche Punkte von ganz allein laufen und an welchen man noch ein bisschen Hilfestellung geben muss.

Für den allerersten Tolkien Lesetag in Hannover war das eine saubere Leistung - aber schließlich lässt sich ja alles noch viel besser machen. Damit haben dann alle noch viel mehr davon. Der Stammtisch Hannover jedenfalls dankt Schmorl und von Seefeld für die freundliche und unkomplizierte Zusammenarbeit.