Der kleine Hobbit oder: Der Hobbit für Kleine

Plötzlich werden die Figuren lebendig; meisterhaft geführt von den beiden Puppenspielern Maren und Willi Winter. Tolkiens "Hobbit" einmal ganz anders interpretiert - nicht nur für Kinder...

Ein Bericht von Gudrun, Angela, Detlef und Annika

"Die Straße gleitet fort und fort..." So begann Bilbos Abenteuer mit den Zwergen im Figurentheaterhaus Hannover. Mit der Originaldiskussion über die Beschaffenheit eines "Guten Morgen!" wurden die kleinen Zuschauer ins Auenland geführt. Vor Bilbos runder, grüner Tür erwachten die Figuren der beiden Puppenspieler Maren und Willi Winter auf bemerkenswerte Weise zum Leben.

Um den Gößenunterschied zu verdeutlichen, wurde Gandalf von Herrn Winter verkörpert, der gleichzeitig zwei Zwerge spielte. Angepasst an die Aufnahmefähigkeit der Kinder (ab 5 Jahren) und die Anzahl der Hände der Spieler, wurden die 13 Zwerge auf drei reduziert: Thorin Eichenschild, Bombur und Bálin. Frau Winter lieh Bilbo, Thorin und später dem Adlerfürsten ihre Stimme, alle anderen Protagonisten (Elrond, ein Ork, Gollum, Smaug und eine Stadtwache) erhielten Leben und Ausdruck durch Herrn Winter.

Die Geschichte des Bilbo Beutlin wurde in eine kindgerechte, einstündige Inszenierung umgesetzt. So entfielen gruselige Szenen wie die Begegnung mit den Trollen und die Gefangennahme durch die Orks, die Spinnen und die Waldelben. Auch auf Kämpfe und Schlachtengetümmel wurde verzichtet. Ausführlich geschildert wurden die lange und brotlose ("Es gab nur Zwieback - bääh!") Wanderung, das Kartenentziffern durch Elrond, der Ringfund und das Rätselduell mit einem herrlichen Gollum.

Nach Bilbos geglückter Flucht aus den Orkhöhlen bringt der Adlerfürst den Hobbit zum Einsamen Berg, wo Gandalf und die Zwerge bereits auf ihn warten. Mit Hilfe des Rings unsichtbar, besucht Bilbo den gefährlichen Smaug und stiehlt ihm, ganz nebenbei, "das große Juwel". Da man den Drachen nur durch den Stein besiegen kann, gibt Bilbo diesen am Stadttor in die Hände der Menschen. Thorins Begeisterung darüber hält sich arg in Grenzen. Smaug bemerkt den Raub, jagt den Übeltäter durch die Zuschauerreihen zur Tür hinaus und kracht schließlich auf die Stadt (Hannovers Fußgängerzone). Somit endet das Abenteuer glücklich und Bilbo kommt gerade rechtzeitig zum zweiten Frühstück nach Hause.

Am begeisterten Mitgehen, nicht nur der Kinder, ließ sich ablesen, mit welcher Einfühlsamkeit die Geschichte dargestellt wurde. Nicht nur, dass die Spieler ihre Puppen in ganz unterschiedlichen Stimmlagen sprechen ließen; auch erheiterten ein bayrischer Bombur und ein österreichischer Bálin das gesamte Publikum.

Die von Herrn Winter komponierte und selbst vorgetragene Musik fing die Atmosphäre von Tolkiens Erzählung wunderbar ein. Eins der Lieder wurde in einer uns unbekannten Sprache dargeboten, was den Zauber noch verdichtete. Später stellte es sich als Schwedisch heraus.

Doch nicht nur die Musik, auch die Gestaltung der Bühnenbilder und die versetzten Tiefen der kleinen Bühne beflügelten die Phantasie. Beeindruckend war beispielsweise Smaugs Höhle, die erst durch veränderte Lichtverhältnisse hinter einem mit dem Einsamen Berg bemalten Tuch zum Vorschein kam.

Mit begeistertem Applaus bedankte sich das Publikum - u.a. wir vier Hannohirrim - beim "Figurentheater Winter" für die wunderschöne Darbietung.

Nachdem sich die Kinder die Figuren aus der Nähe angesehen hatten und alle Photos geschossen waren, stellten sich Maren und Willi Winter zu einem netten Gespräch zur Verfügung. Wir erfuhren u.a., dass dieses Stück bereits seit 14 Jahren aufgeführt wird (zum ersten Mal in Finnland). Frau Winter ist gelernte Puppenspielerin und schreibt historische Romane. Herr Winter kommt ursprünglich vom Kabarett und hilft seiner Frau beim detailgetreuen Anfertigen der Figuren und Bühnenbilder. In jedem Satz spürt man deutlich ihre Hingabe zum Puppentheater.

Es war schön, nicht nur dieses phantastische Theaterstück gesehen, sondern auch die Bekanntschaft dieser wunderbaren Menschen gemacht zu haben.

Wer mehr über das Figurentheater Winter erfahren oder weitere tolle Bilder der Aufführung des kleinen Hobbits sehen möchte, der sollte www.figurentheater-winter.de besuchen.

Dieser Bericht entstand bei vier sehr großen Eisbechern und viel Geschirrgeklapper im Hintergrund - fast wie in einer Hobbithöhle.