Mit Tolkien nach Thüringen
Brainstorming-Wochenende in Tabarz
Zu Beginn eines jeden Jahres treffen sich besonders aktive Mitglieder der Deutschen Tolkien Gesellschaft im tief verschneiten Thüringer Wald, um sich gemeinsam der Vereinsarbeit zu widmen und das anstehende Jahr zu planen. Das ist natürlich auch 2012 nicht anders.
Ein Bericht von Uli
Wenn man es genau nimmt, waren ein paar Dinge doch anders, als es der erfahrene Tolkienist kennt, der ein jedes Jahr ("the same procedure as every year, Mr Frodo") die Reise in den Wilden Osten auf sich nimmt: gemessen an den sonst üblichen Schneeverhältnissen des Thüringer Waldes lag diesmal kaum etwas von der weißen Pracht, dafür sanken die nächtlichen Temperaturen auf stolze -23 Grad. Da wurde selbst ein kurzer Spaziergang zur Herausforderung und so war man draußen für jede Abkürzung dankbar.
Drinnen, im warmen Myconius-Haus zu Tabarz, wurden Abkürzungen dagegen tunlichst vermieden - nicht nur Küche und Speiseraum zogen die hungrigen Gefährten direkt und ohne über "Los" zu gehen, auch den vielen Gesprächen und Arbeitsblöcken wurden höchst zielstrebig diskutiert und gearbeitet. Manch einer sah darin einen Mangel an Kreativität und sah das traditionelle Brainstorming-Wochenende (BSWE) schon zum schnöden Arbeitswochenende degradiert, andere dagegen begrüßten diese Entwicklung sehr. Schließlich könne man nicht auf Knopfdruck kreativ sein und originelle Ideen produzieren, während gleichzeitig noch dermassen viel an Projekten und Ideen auf Halde läge, dass man kaum noch wisse, was aktuell sei und woran man als erstes zu arbeiten hätte.
Nach mehr als dreizehn Jahren Tolkiengesellschaft scheint sich ein gewisser Konsolidierungsprozess breitzumachen. Man schaut zurück auf das, was erreicht wurde. Der Verein hat eine ziemlich konstante zahl an Mitgliedern und die Ende des Jahres anlaufende Premiere des ersten Teils des "Hobbits" wird das Interesse an Tolkien und seinen Werken kaum sinken lassen. Quer durch Deutschland werden neue Tolkien-Stammtische gegründet, es finden Lesetage statt, die Veranstaltungen werden größer und professioneller - und als besonderes i-Tüpfelchen läuft in diesem Jahr die erste internationale Kooperation "Hobbit-Jahr" an. Das deutsch-niederländische Gemeinschaftsprojekt umfasst mehrere Veranstaltungen und wird von der EU gefördert.
All das sind Punkte, auf die man mit Recht stolz sein darf. Und die nächsten Ziele sind bereits gesteckt, nicht zuletzt dank des unermüdlichen ehrenamtlichen Engagements unserer Mitglieder. Man muss sich stets vor Augen halten, dass alle Tätigkeiten und Aktionen auf freiwilliger Arbeit beruhen - nicht immer ist sofort ersichtlich, wie viel Aufwand manchmal hinter einem Projekt steht. Die Zukunft der Gesellschaft bleibt spannend, aber sie steht unter einem guten Stern. Manches wird immer ein wenig länger dauern, als wenn sich hauptamtliche Kräfte darum kümmern würden. Aber so etwas macht ja auch den Reiz einer solchen Gesellschaft aus: aktives Mitgestalten, viel Freiheit und doch ein gemeinsames Ziel. Und genau das hat das diesjährige BSWE wieder unter Beweis gestellt.