Der Norden trifft sich in Hannover
Erstes Nordtreffen der Tolkienstammtische
Der Norddeutsche als solcher ist ja ein eher spröder Vertreter seiner Spezies, heißt es immer gerne. Möglicherweise gilt das nicht für Tolkienfans. Oder die Teilnehmer des ersten Nordtreffens haben ihre wahre Herkunft verschleiert...
Ein Bericht von Uli
Aber warum sollte man sich eine andere Gegend ausdenken, aus der man angeblich kommt? Ist doch wunderschön hier bei uns im Norden. Es gibt sogar richtigen Sommer mit viel Sonnenschein in Hannover - zumindest mehr als in der ganzen letzten Zeit. In dieser Hinsicht lag der Termin für das erste Nordtreffen der Tolkienstammtische goldrichtig. Aus allen drei Himmelsrichtungen kamen die Gefährten zusammen (nur nicht von Süden). In der niedersächsischen Landeshauptstadt kam man zusammen und der Stammtisch Hannover hatte viel Spaß an seiner Gastgeberrolle.
Der Großteil der Tolkieninteressierten - so sagt man - ist gutem Essen und Trinken nur selten abgeneigt und da wundert es dann nicht, dass ein nicht ganz kleiner Teil des Wochenendes vom 10. bis zum 12. August mit ausgedehnten Mahlzeiten zugebracht wurde. Den Auftakt bildete der reguläre Stammtisch der Hannohirrim am Freitagabend. Ein tolkienesker Höhepunkt war die Präsentation des WDR-Hörspiels zum "Hobbit". Annika hatte eine ganze Reihe an Audioschnipseln mitgebracht, an denen wir alle viel Freude hatten. Atmosphäre und Dialoge stimmen da einfach, wenn auch einige der Akzente und Stimmlagen manch witzigen Kommentar hervorriefen. Zum Schluss, als sich die reihen schon merklich lichteten, sind Christian, Kerstin, Carsten und Uli noch auf Entdeckungsreise quer durch Schottland gegangen - mit dem Brettspiel "Touring Scotland", einem Remake einer Edition aus dem Jahre 1930.
Am Samstag trafen sich Stammtisch und Gäste im Herzen der hannoverschen Altstadt vor der Marktkirche. Natürlich wurde das Wahrzeichen Hannovers gleich besichtigt. Und weil man in der Kirche gerade eine Trauung vorbereitete, kamen wir dank der Übungen des Organisten auch kurz in den Genuss der neuen Goll-Orgel, deren überarbeitete Disposition erst 2009 fertig gestellt wurde.
Als nächstes standen alte Sachen auf dem Programm: bei einem Rundgang über Deutschlands ältesten Flohmarkt lassen sich am Leineufer immer wieder schöne (oder kuriose) Dinge entdecken. Die stadtbekannten Nanas tragen einen bunten Farbklecks dazu bei und die Atmosphäre auf dem Flohmarkt muss man einfach selbst erlebt haben.
Etwas weniger Glück hatten wir beim Besuch in Hannovers neuem Rathaus (welches von Besuchern durch seine klassizistische Fassade immer wieder für das "Alte Rathaus" gehalten wird, das aber ganz woanders steht). Der geplante Besuch des Rathausturms mit dem berüchtigten Schrägaufzug über die Kuppel musste leider entfallen - zu lang war uns die Wartezeit. Dafür konnten wird mithilfe der vier Stadtmodelle in der pompösen Eingangshalle die Entwicklung unserer Stadt nachvollziehen: von den Anfängen einer spätmittelalterlichen Großsiedlung über das Wachstum zur Metropole Ende der 30er Jahre und der folgenden katastrophalen Zerstörung im 2. Weltkrieg bis hin zum heutigen modernen Hannover.
Bei strahlend schönem Sommerwetter zogen wir weiter an den Maschsee und genossen das bunte Leben am Ufer - schließlich ist das Maschseefest noch in vollem Gange. Zeit für das Mittagessen und ein kühles Helles... später enterten wir einen der Maschseedampfer und gondelten gemächlich in Richtung Strandbad, wo wir aber auch nicht lange blieben, sondern uns lieber in der Sonne an der Löwenbastion bei Jazz, Kaffee und Weizenbier erfreuten.
Die Fußballinteressierten unter uns schielten allmählich in Richtung AWD-Arena, wo sich am Abend die Lokalmatadoren von Hannover 96 mit den englischen Superstars von Manchester United messen würden. Statt dessen ging es in Richtung Innenstadt, denn so viel schönes Wetter macht hungrig. Außerdem wussten der eine oder andere ja schon, dass es später im Quartier noch um das eine oder andere Brettspiel gehen würde...
Am Sonntagmorgen traf sich der harte Kern der Gefährten bei chilligen Klängen im Sol y mar zu einem ausgedehnten Brunch. Und zu erzählen gab es ja auch noch eine ganze Menge, denn schließlich sieht man sich ja auch nicht alle Tage in dieser Konstellation. Gegen Mittag machten sich die ersten Gäste zu ihren Zügen nach Hause auf, während ein kleiner Rest in den Zoo Hannover aufbrach. Hier lockten vor allem die drei Leopardenbabys, die erst vor wenigen Wochen zur Welt gekommen waren. Leider hatte halb Hannover diese Idee, so dass es furchtbar voll war und man manchen Tiergehegen erstmal nur menschliche Rücken zu Gesicht bekam. Trotzdem gab es noch viele schöne Momente, von denen eine ganze Reihe auch auf Fotos festgehalten wurde und als der Zoo langsam seine Pforten zu schließen begann, war es eigentlich am schönsten.
Das erste Nordtreffen war ein voller Erfolg, auch wenn wir uns viel mehr Gäste gewünscht hätten. Aber vielleicht liegt das dann wieder an dieser uns Norddeutschen nachgesagten Reserviertheit. Ich denke, man muss das umgekehrt sehen: möglicherweise ist man hier im Norden erstmal ein bisschen kühl drauf - aber wenn man erstmal Freundschaft geschlossen hat, dann hält das auch. Dafür war das Nordtreffen der Beweis.
Bis zum nächsten Mal!
Euer Uli