Zehn Jahre Hannohirrim

Ein Bericht von Uli

Zehn Jahre - Du meine Güte! Ein kleiner Schritt für das Tolkien-Fandom, aber ein gewaltiger Sprung für einen Tolkien-Stammtisch! Grund genug, eine ordentliche Party zu schmeißen. Und mehrere Dutzend Freunde und Gefährten aus ganz Deutschland sind gekommen.

Ich muss zugeben, dass es mein erstes zehnjähriges Stammtischjubiläum gewesen ist und mir deshalb die ganze Erfahrung gefehlt hat, die man sonst so locker aus der Tasche zu ziehen pflegt. Feiern, Party, Jubiläum - das waren erst mal die Stichworte. Gäste wären auch toll, denn uns selbst kennen wir ja schon, manche sogar seit zehn... oder so.

Dass Gäste nur dann kommen, wenn man sie einlädt, wusste schon Bilbo Beutlin. Wobei er es sich strenggenommen ja leicht gemacht hat und einfach alle auf seine lang erwartete Party geladen hat. Dieses Modell erschien uns keine gute Lösung zu sein. Nachher würde noch irgendeine Lobelia silberne Löffel verschwinden lassen, der Gastgeber gar sich selbst oder irgendjemand würden eine Feuerwerksrakete in einem Zelt zünden. Also mussten persönliche Einladungen her. Die wollten wir - ganz klassisch mit der Post schicken und als besonderes Schmankerl auf schickem Papier in echter Hobbithand drucken. Und das i-Tüpfelchen würde ein nettes Motiv auf der Einladungskarte sein, so dass der potenzielle Gast gar nicht anders können würde, als auf der Stelle seine Teilnahme zuzusagen.

Das Ergebnis hat uns nicht überrascht, sondern eher aus den Latschen gerissen: sieben Stammtische haben Gesandte geschickt, darunter sogar solche, von deren Existenz wir vorher gar nicht so recht überzeugt gewesen waren. Mit Gästen von der holländischen Grenze im Westen und der Metropole Berlin im Osten war die gesamte Republik in der Horizontalen faktisch abgedeckt. Beinahe wäre uns das auch in der Nord-Süd-Richtung geglückt, doch die Augsburger mussten im letzten Augenblick absagen.

Dann stand ich plötzlich vor so vielen vortrefflichen Hobbit (wie Bilbo sich ausgedrückt hätte) und hatte die ehrenvolle Aufgabe, die Gesellschaft mit ein paar passenden Worten auf das Jubiläum einzustimmen. Die offizielle Begrüßung hatte Annika ja bereits mit Bravour absolviert - praktisch, wenn man eine Stammtischsprecherin für solche Anlässe hat.

Also zehn Jahre. Wie fasst man die zusammen, macht sie greifbar oder überschaubar? Zehn Jahre sind ein ziemlich langer Zeitraum, sagen die einen. Zehn Jahre sind doch noch gar nichts, sagen die anderen. Ich finde ja: ein kleiner Schritt für das Tolkien-Fandom, aber ein gewaltiger Sprung für einen Tolkien-Stammtisch!

Wer kann denn heute noch zehn Jahre rekapitulieren in einer Zeit, in der sich die Welt immer schneller dreht? Wo das, was gestern noch wichtig war, heute vielleicht gar keine Bedeutung mehr hat? Wo die Vergangenheit zu einem ominösen "Früher" zusammenschmilzt, in dem nichts konkret, aber alles irgendwie besser war. Passende aktuelle Musik dazu gibt's auf jedem Radiosender, von schmalzig bis betroffen und an Tagen wie diesen irgendwie auch ziemlich nervig. Jaja, damals als alles irgendwie besser war. Vor zehn Jahren - also 2003 - hat ein Liter Superbenzin einen Euro gekostet und wenn man ins Kino ging, konnte man "Der Herr der Ringe - Die Rückkehr des Königs" ansehen. Wir waren jünger, hatten lustige Frisuren und dunklere Haare.

Im Sommer 2003 gab es den Tolkienstammtisch Hannover noch nicht - aber es gab die Idee, ihn zu gründen. Diese Idee kam Nicole auf dem Tolkien Thing in Marienthal. Und weil Ideen nur dann zu etwas führen, wenn man sie mit anderen teilt, hat sie genau das auf der Rückfahrt ins heimische Hannover gemacht. Mit dabei waren Kerstin und Doris, die von Nicoles Idee begeistert waren. Der Rest ist - wie man so schön sagt - Geschichte. Eine ziemlich gute Geschichte sogar, wie ich finde. Es war eine tolle Zeit und ich bin glücklich, dass ich dabei gewesen bin. Ich freue mich jetzt schon auf die nächsten zehn Jahre!

Natürlich war nicht immer alles perfekt - in zehn Jahren ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass auch mal was schiefgeht. Mitunter hat man vielleicht gezweifelt oder sogar verzweifelt. Aber im Gegensatz zu Fußballverein oder Familie, die man sich nicht aussuchen kann, gibt es diese Wahl beim Tolkienstammtisch und der Tolkiengesellschaft sehr wohl - da kann man sich frei entscheiden. Was mich betrifft, so war meine Entscheidung für Tolkiengesellschaft und Stammtisch eine der besten, die ich je getroffen habe. Sonst hätte ich meine Frau Kerstin gar nicht kennengelernt (oder sie und ich hätten uns mit viel Phantasie einen anderen Weg ausdenken müssen, um uns über den Weg zu laufen). Mit Hilfe eines Oxforder Universitätsprofessors hat es wunderbar geklappt. Gut gemacht, Mr Tolkien. Ich schulde Ihnen einen Drink.

Let us raise our glasses! A toast!
To the man who brought us all together:
To the professor!

Slainté!

Bildergalerien vom Jubiläum