60 Jahre Herr der Ringe

Ein literarisches Meisterwerk erobert die Welt

1954 war nicht nur das Jahr, in dem Deutschland zum ersten Mal Weltmeister wurde, sondern auch das Geburtsjahr für einen literarisches Meisterwerk, das auch sechzig Jahre nach seiner Veröffentlichung nichts von seiner Strahlkraft verloren hat. Dabei standen die Zeichen im Juli 1954 alles andere als gut - als "großes Risiko" stufte man die Ausgabe auf Verlegerseite ein, obwohl die Startauflage mit 3.500 Exemplaren nicht besonders hoch war. "Zu lang und zu kompliziert" sei das Werk, und das war sogar Tolkiens eigene Meinung. Gut, dass es die 14jährige Arbeit des Oxforder Professors trotz aller Umstände ins Licht der Öffentlichkeit geschafft hat!

Inzwischen schätzt man die Gesamtauflage des "Herrn der Ringe" auf 150 Millionen, damit zählt Tolkiens Epos zu den meistverkauften Büchern der Welt. Längst hat die Ringtrilogie nicht nur den englischsprachigen Raum erobert, 2004 wurde der "Herr der Ringe" in der ZDF-Reihe "Unsere Besten - Das große Lesen" zum Lieblingsbuch der Deutschen gewählt.

Und die dreiteilige Verfilmung (2001 - 2003) hat die Erfolgsgeschichte weiter vorgeschrieben, mit 17 Oskars prämiert spielte sie insgesamt drei Milliarden Dollar ein. Damit ist die die erfolgreichste Filmtrilogie der Kinogeschichte. Schnell wurde klar, dass sich mit weiteren Verfilmungen ebenfalls viel Geld verdienen ließe und so kam der ungleich kürzere "Hobbit" Ende 2012 auf die große Leinwand, ebenfalls auf drei abendfüllende Filme aufgespannt - die Reaktionen sind durchaus unterschiedlich. Der dritte Teil kommt Ende des Jahres in die Kinos.

Aber mit den eindrucksvollen Filmbildern endet der Kult um Tolkiens Mittelerde natürlich nicht - viele begeisterte Fans haben sich den zugrunde liegenden Büchern zugewandt, um eine "zweite Sicht" auf Tolkien phantastischen Kontinent zu gewinnen. Längst haben sich überall die Tolkienisten zusammengeschlossen, um ihre Begeisterung zu teilen und die mittlerweile international etablierte Tolkien-Forschung weiter voranzubringen. Die Deutsche Tolkien Gesellschaft hat hier Großes geleistet und die Vernetzung mit den vielen Tolkienfans auf dem ganzen Globus ist immer wieder ein spannendes Erlebnis. Das Spektrum der Fans ist ebenso weit gefächert wie ihre Herkunft und ihr Alter. Mittelerde verbindet.

Manch einem "aufgeklärten Zeitgenossen" geht das dann schon zu weit - zumal es sich beim "Herrn der Ringe" um die Gattung der Fantasy handelt, die vielerorts immer noch gerne belächelt oder gar in die Schund-Ecke gestellt wird. Von Weltflucht und esoterischem Gehabe ist die Rede - dabei hatte Tolkien als tiefgläubiger Katholik damit nun überhaupt nichts im Sinne. Vielmehr sträubte er sich dagegen, allzu offensichtliche religiöse Motive zu verwenden. Ganz im Gegensatz dazu C.S. Lewis ("Die Chroniken von Narnia"); Lewis und Tolkien waren beide Mitglieder der "Inklings", die sich in den 1930er Jahren im Dunstkreis der University of Oxford regelmäßig zu literarischen Diskussionen trafen. Bei dem einen oder anderen Getränk haben sich - so heißt es - Lewis und Tolkien auch hitzige Wortgefechte geliefert haben.

Der Tolkienstammtisch Hannover blickt nach vorn und freut sich auf weitere spannende sechzig Jahre mit Tolkiens "Herrn der Ringe". Es gibt noch vieles, das in Mittelerde auf seine Entdeckung wartet. Wer weiß denn schon, wohin die Straße führen wird?

Wir heben unsere Gläser auf ein besonderes Jubiläum: "To the man who brought us all together! To the professor!"