Mittelalter im Freibad
Besuch beim mittelalterlichen Osterspektakel in Arnum
Genug Sonne war da und die Temperaturen angenehm frühlingshaft, aber ins Freibad selbst hätte man mangels Wasser dann doch nicht springen können. So war das Gelände in Arnum vor den Toren Hannovers wieder eine schöne Location für den österlichen Mittelaltermarkt.
18. April 2022
Von Uli Hacke
Wäre es nicht großartig, wenn sich kriegerische Handlungen einzig und allein auf die Vergangenheit beschränkten? Zumindest im Europa des 21. Jahrhunderts sah es bis vor kurzem so aus, als müsse man sich weder mit Militärtechnik oder Strategien beschäftigen noch damit rechnen, dass ein Krieg all seine hässlichen Seiten zeigen könne - also all die Seiten, die im Kino immer ausgespart werden, wenn ein Herrscher andere überfällt. Die Seiten, die so entsetzlich verstörend sind, dass man sie auch gar nicht wahrhaben will. Statt dessen prangen sie in großen Schlagzeilen auf jeder Zeitung.
Da tut es richtig gut, für eine kleine Weile der Gegenwart zu entfliehen und statt dessen eine Zeitreise ins Mittelalter zu machen. Klar, die Version im Rahmen eines heutigen Mittelaltermarktes hat auch nur sehr bedingt mit der Realität zu tun - aber darum geht es ja auch gar nicht. Statt dessen flaniert man als kleine Gruppe an den Marktständen vorbei, kauft hier etwas ein, begutachtet das Angebot da und fachsimpelt über Schmuck, Stoffe und auch Waffen (!) in der Gewissheit, dass all das im Grunde genommen ein großes Spiel ist und den unschlagbaren Vorteil hat, sich bereits ereignet zu haben.
Es macht unglaublich viel Spaß, die Kampfmontur eines mittelalterlichen Kämpen anzulegen - ein Highlight nicht nur bei Kindern - schließlich ist ja völlig klar, dass man das Schwert oder die Streitaxt niemals benutzen wird und gegen niemanden kämpfen wird. Wichtig dagegen ist die Erfahrung, dass eine Schlacht nur dann etwas Tolles ist, wenn sie nicht wirklich stattfindet. Außer in der Phantasie vielleicht im Rahmen eines Fantasy-Romans (wir könnten da ein paar tolle Bücher eines gewissen J.R.R. Tolkien empfehlen).
Am Ende wirkt trotz strahlenden Sonnenscheins und grenzenlos blauem Himmel die ganze Szenerie des Spektakels leicht surreal und aus der Realität herausgelöst. Aber genau das ist es, was am Ende so gut getan hat. Deswegen haben wir gelacht und gejubelt, als die Kinder vor dem Heerlager den Schildwall der gar nicht so harten Krieger einfach umgeworfen haben. So nur müsste es sein und nicht anders.
Wir sollten alle viel häufiger auf Mittelaltermärkte gehen.