Flugverbot über Mittelerde?
Seit dem Ausbruch des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull mit seinen für Europa weitreichenden Folgen erreichen und immer häufiger Anfragen nach vergleichbaren Auswirkungen durch den Mordorvulkan Oridruin (Schicksalsberg). Droht in Mittelerde bald ebenfalls ein Flugverbot? Der Reiseführer "Pauschalreisen nach Mittelerde" gibt Ihnen Antwort.
Eine Einschätzung von Uli
Zunächt ein paar klärende Worte zu vulkanischer Tätigkeit, denn der Begriff "Asche" wird oft missverstanden - hat vulkanische Asche doch nichts mit dem Verbrennungsrückstand organischer Materie gemeinsam. Vielmehr besteht sie aus mikroskopisch kleinen Bruchstückchen basaltischer Natur.
Aktive Vulkane können gewaltige Mengen an Asche ausstossen, im Jahre 1883 spie z.B. der irdische Krakatau 18 Kubikkilometer Aschepartikel in die Atmosphäre. Vor allem bei hochexplosiven Eruptionen steigt der Ascheauswurf an und sollte ein Vulkan dazu noch von einem Gletscher (oder anderen Formen von Wasser) bedeckt sein, so sublimiert das Eis zu Wasserdampf und reißt dabei noch mehr Asche mit. Diese Gefahr ist beim Orodruin nicht gegeben, denn mit 4.500 Fuß Höhe ist er einfach zu niedrig, um einen Gletscher zu tragen. Darüber hinaus ist er für seine regelmässigen strombolianischen Eruptionen bekannt, die vergleichsweise ruhig ablaufen.
In der jüngeren Vergangenheit muss es jedoch immer wieder größere Eruptionen gegegen haben, bei denen gewaltige Ascheregen auf die umgebende Hochebene von Gorgoroth niedergegangen sind. Nur so ist der Mangel an Vegetation rund um den Lodernden Berg zu erklären, denn prinzipiell bietet Vulkanasche bei Absetzung mineralsalzreiches Material. Der Ringwall um Mordor verhindert, dass vulkanisches Material aus Saurons Reich strömen und sich frei in der Atmosphäre Mittelerdes verbreiten kann. Das ist gut für die freien Völker und schlecht für die Mordor bewohnenden Kreaturen, ermöglicht aber immerhin eine einigermassen akkurate Wetterprognose. Etwaige Flugbeeinträchtigungen gelten daher in der Regel nur für die Dunklen Lande, da vorbehaltlich einer stabilen Wetterlage die Partikelkonzentration ausserhalb des Ringwalls einfach zu gering ist.
Befinden sich nun vulkanische Partikel in der Atmosphäre, so können diese bei hohen Fluggeschwindigkeiten auf das sich bewegende Objekt wie scharfkörniges Schleifpapier einwirken, was bei mechanischen Konstrukten zu Beschädigungen und bei lebenden Kreaturen zu Verletzungen führt. In Verbindung mit hohen Temperaturen können diese Partikel schmelzen und einen harten glasartigen Film auf der Oberfläche des Objekts bilden. Für düsengetriebene Apparate ist dies gleichbedeutend mit einem Totalausfall der Vortriebskraft. Nun ist Mehrzahl der in Mittelerde beheimateten flugfähigen Wesen mit Flügeln oder Schwingen anstelle von Düsentriebwerken ausgestattet und somit gegen diese Fährnisse gefeit. Auch liegen die erzielten Geschwindigkeiten in der Regel unter dem kritischen Bereich, lediglich ein gut trainierter Nazgûl kann bei Bedarf äusserst schnell fliegen, wie Gandalf bei avionischen Berechnungen der Etappe Edoras / Minas Tirith zu bedenken gab. Stärker gefährdet sind dagegen drachenartige Wesen, deren Feueratem extrem heiß werden kann. Hier ist der Schmelzpunkt der vulkanischen Basaltpartikel schnell überschritten und es kann je nach Flugbewegung zu mehr oder weniger starken Beinträchtigungen durch Oberflächenablagerungen kommen. Ein vollständig glasierter Drache ist rein ästhetisch zwar von hohem Wert, allerdings sinkt seine Flughfähigkeit dabei gegen Null.
Gesundheitsbeeinträchtigungen durch Vulkanasche hängen stets von der Konzentration der inhalierten Materialien ab, da vulkanischer Auswurf bedenkliche Substanzen wie Fluoride oder Schwefelsäure enthält. Darüber hinaus kann der Kontakt mit Vulkanasche Allergien auslösen und aufgrund seiner mineralischen Zusammensetzung Hautreizungen hervorrufen. Die bislang beobachteten Aschewolken des Orodruin legen jedoch nahe, dass hier nur eine geringe Gefahr besteht und selbst der Aufenthalt im Bereich der Gipfelcaldera im Rahmen der gängigen Sicherheitsmaßnahmen möglich ist.
Fazit: die von der middle earth air traffic control (MEATC) herausgegebene Verlautbarung sieht derzeit keine Schließung des mittelerdischen Luftraumes vor, lediglich drachenartige Wesen sollten auf Sichtflug setzen, nicht oberhalb von 8.000 Fuß fliegen und während des Fluges keine Flammen speien. Sollte es in der nächsten Zeit zu Veränderungen kommen, wird Sie der Reiseführer "Pauschalreisen nach Mittelerde" natürlich in angemessener Form auf dem Laufenden halten.