Herbstfreuden oder "Ab ins Marmeladenglas!"
Was passiert, wenn ein munteres Mitglied aus den Reihen der Hannohirrim den Satz in den Raum stellt: "Ich habe Quitten in Hülle und Fülle, aber keine Lust, mich allein in die Küche zu stellen"?
Ein Bericht von Gudrun
Antwort: Nach etlichem Hin- und Hermailen und fröhlichem Verabreden reisten vier marmeladenkochwütige Stammtischler (Nicole, Christian, Harry u. Gudrun) an einem herbstlichen Samstag in Richtung Hildesheim. Bewaffnet mit langen Schürzen, scharfen Messern, leeren Marmeladengläsern, Wein, Sekt, Saft, vielen Keksen und noch mehr guter Laune ging es schnurstracks zur Inhaberin des Quittenbaumes (Annika), um ein munteres Quitten-Schlachtefest in ihrer Küche zu feiern.
Begleitet von den zwei schnurrenden, miauenden Hausgenossen Paulo und Lisa, wurde der nötige "Schlachtplan" unter Austausch wikipedianischer Erkenntnisse entworfen. Weil das richtige Vorgehen nicht nur wichtig, sondern bereits im Vorfeld erschöpfend ist, mussten wir uns selbstverständlich erst einmal an den beigesteuerten Köstlichkeiten verschiedenster Art laben und stärken (Christian, ich brauche noch dringend dein Käsegebäck-Rezept!). Zwei weitere Becher des tollen portugiesischen Kaffees später konnte das wahrlich gewaltige Werk, aus dem vielseitig verwendbaren Grundstoff 'Cydonia oblonga' (Quitte), einen möglichst streichfähigen und vor allem schmackhaften Brotaufstrich herzustellen, endlich beginnen:
Das Grundrezept schien einfach: Rasieren (die Härchen von den Früchten reiben), Duschen (Quitten waschen), dann ab in den sehr heißen Zuber (ca 15Min. kochen) und schon wartete der gar schaurige Richtblock, auf dem kein einziges Früchtchen den erbarmungslosen Messern entging (zerteilen/ alles 'Kernige', Stiehle etc. entfernen und das Fruchfleisch samt Schale kleinschneiden).
Die Feinarbeit des Kurz- und Kleinhackens überließen wir gern der Küchenmaschine - auch wenn diese zwischenzeitlich vor Hitze und Erschöpfung um Pausen bettelte und zur Abkühlung immer wieder auf der Außenfensterbank verschnaufen musste (misstrauisch aus Katzenaugen fixiert!).
Das fertige Mus bekam nun noch die richtige Konsistenz durch Beigabe etwas Kochwassers und schon gab's wieder Feuer unter'm ...Topf (was dachtet ihr denn?) Noch ein kräftiger Schuss "Geistreiches" (in diesem Fall Amaretto bzw. Sanddornlikör) und die nötige Menge Gelierzucker dazu...Ab jetzt hieß es "rühren, bis der Arm lahmt" ... dann endlich: Ab in die Gläser - zuschrauben - Kopfstand (die Gläser, nicht die Köche) FERTIG!
Zur Feier des erreichten Zieles, 50 (!) Gläser Quittenmarmelade, ließ Harry erst den Sektkorken knallen und öffnete dann eine Flasche Weißwein, von der er meinte: "Hatte ich im Keller - keine Ahnung, ob der noch trinkbar ist, aber ich dachte mir, probieren kann man ja ..." Gesagt, getan und: Überraschung! Eine Beerenauslese aus dem Jahre 1975!!! Und nicht nur "noch gut", sondern ein absolut edles, liebliches Tröpfchen glänzte da bernsteinfarben in unseren Gläsern und mundete außergewöhnlich gut! Damit war aber längst nicht Schluss mit der Schlemmerei, weit gefehlt!
Annika überraschte uns mit einem ungemein leckeren Abendessen: Rinderschmorbraten mit etlichen Gemüsen im Römertopf (nebenbei) gegart, dazu "Rieser-Spätzle" (so genannt nach Annikas Geburtsregion, dem Ries). Desweiteren dabei: 'Knöpfle', leckere Soße und 'Herrencreme' zum Nachtisch (von Nicole tags zuvor bereitet). Vor lauter Genuss versiegten zeitweise sogar die munteren Plaudereien!
Nach weiteren Schlückchen Rot- und Weißwein, Saft, Wasser und fröhlichem Geschnatter, kam der Blick auf die Uhr: Auweia, schon soo spät? Rasch wurde geräumt (sorry Annika, dass wir das Küchenchaos nicht mehr gemeinsam beseitigen konnten!). In dem Wissen, dass Regionalbahnen auf futternde, feiernde Hannohirrim leider keine Rücksicht nehmen, wurden eilig die Rucksäcke gepackt und die noch warmen Marmeladengläser wie rohe Eier darin untergebracht...
Mittlerweile am Bahnhof angekommen (pünktlich!), verabschiedeten wir "Angereisten" uns wort- und umarmungsreich, sowie mit herzlichstem Dank von unserer zauberhaften Gastgeberin und tuckelten, unter der Zusicherung Ähnliches bestimmt wiederholen zu wollen, heimwärts.
Ein toller Tag, gekrönt mit leckerer Marmelade - Den Quittenlikör, den Nicole noch herstellen möchte, werden wir zu gegebener Zeit testen!