"Nein, für Hobbits sind die zu groß"

Mittelerde in Hannover: die von Christopher Lee präsentierte Show "Der Herr der Ringe in concert" machte am 01. März in der Landeshauptstadt Station und wir waren (natürlich) mit von der Partie.

Von Gudrun und Uli

Wie sich das für uns als treue Tolkienfans gehört, haben wir das Konzert im Theater am Aegi natürlich in Gewandung besucht. Das führte zu neugierigen Blicken und mehr oder weniger verstohlen geäußerten Bemerkungen. So fragten sich einige Konzertbesucher, ob wir wohl als Hobbits durchgingen, was auch die Überschrift dieses Beitrags erklärt… teilweise wurden wir aber auch ziemlich kritisch beäugt, aber seien wir doch mal ehrlich: so, wie einige Leute sich da aufgebrezelt hatten, waren wir doch absolut harmlos!

Aber nun zu einer Beurteilung der Veranstaltung im Aegi: sehr positiv war das konzentrierte und gut eingespielte Orchester, das zusammen mit Chor, an dem man ebenfalls nichts aussetzen konnte, eine stimmungsvolle Darbietung bot. Die Solisten glänzten mit guten Stimmen und dem Tolkien-Ensemble vor dem Orchester konnte man seine Spielfreude förmlich ansehen. Das Bühnenbild war nicht umwerfend, aber schön und angemessen. Mr. Lee war zwar nicht persönlich zugegen, gab aber immer wieder per Videobotschaft ein paar Kommentare ab (am Ende sogar auf deutsch!).

Ein paar Dinge haben uns aber auch gestört: während der einzelnen Musikstücke wurden immer wieder Illustrationen von Ted Nasmith eingeblendet - die waren aber nicht nur reichlich unscharf, sondern meist auch völlig unpassend (zum Beispiel gab es kämpfende Ents zu Bilbos "Walking Song" zu sehen). Und im ersten Teil des Abends fragte man sich anhand der Bekleidung der drei Solistinnen verzweifelt, weswegen die Optik Mittelerdes so sehr mit einem zweitklassigen Sandalenfilm zu vergleichen war - oder gab es irgendeinen uns entfallen Grund, aus welchem die drei Mädels wie leicht bekleidete Vestalinnen daherkommen mußten? Immerhin muß ihnen im Laufe des Abends doch kalt geworden sein, denn nach der Pause präsentierten sie sich in "angemessener" Kleidung.

Ganz schrecklich war der begleitende Erzähler in Gandalf (?) oder Saruman-Kostümierung, der auf einer Art Thron saß und die Geschichte des Herrn der Ringe verlas. Im Prinzip wäre er auch als Hollywood-Moses durchgegangen. Seine Kurzzusammenfassung von Tolkiens Epos strotzte nicht nur vor sachlichen Fehlern oder sinnentstellenden Vereinfachungen; er hatte auch die eine oder andere Schwierigkeit mit der Aussprache mittelerdischer Namen ("Frondo", "Gandolf"). Dafür trug er schöne weiße Tennissocken, die er mit Vorliebe zur Schau stellte. In geradezu unerträglicher Weise brachte es Mr. Moses sogar fertig, direkt in das Solo von "The end of all things" hineinzuquatschen!

Fazit: klanglich war es ein sehr schönes Event, nur den Zauberer-Erzähler hätte man besser weglassen sollen - zuweilen ist weniger einfach mehr! Und niemand, der in ein Herr der Ringe-Konzert geht, braucht diese Art von Unterweisung. Da hätte vielleicht noch etwas mehr Sorgfalt mit dem Bühnenbild gut getan. Trotz alledem hatten wir einen schönen Abend und musikalisch gab es nichts auszusetzen. Ist schließlich das Wichtigste an einem Konzert...