Wenn die Dinos schlafen gehen

Sie haben es schon wieder getan: irgendwie sind die Hannohirrim nicht von den Dinosauriern losszukriegen, die im Westen in Minas Münchehagen leben. Diesmal galt es, die Echsen in den wohlverdienten Winterschlaf zu schicken.

Ein Bericht von Angela und Uli

Anfang November machten sich vier Hannohirrim (Kerstin, Uli, Jogo und Angela) zusammen mit Ulrike, der Vertreterin der "Elbelonde" (also dem fernen Stammtisch am Hamburger Nordmeer) auf den Weg nach Minas Münchehagen. Die Mission: den letzten Besuchertag der diesjährigen Saison zu nutzen und einen Ring in den Rachen des Tyrannosaurus... ähm... die Dinos noch einmal zu sehen, bevor der Park über den Winters schließt, aufräumt und die schrecklichen Echsen zur Generalüberholung auf die Isla Sorna schickt.

Der Besucherandrang war hoch, bereits der ganze Vorplatz war voll - da musste man im Park schnell eine zusätzliche Gruppe nebst Waldläufer organisieren. Es war schon recht duster, als die ersten Abenteurer sich auf den Weg machten, begleitet von einer kampfstarken Truppe der Freiwilligen und Jugendfeuerwehr, die mit lichtstarken Fackeln ausgestattet waren.

Wir Hannohirrim gehörten zur dritten Gruppe - was gut war, weil man zum einen den Park in der chronologisch korrekten Reihenfolge zu Gesicht bekam (zumindest teilweise, denn weit reichte das Licht ja nicht) und man zum anderen sicher gehen konnte, dass die Dinos schon satt waren. Solche Nachtwanderungen seien total praktisch um die Futterkosten für die Urzeitiere gering zu halten, hatte man uns an der Kasse erzählt. Ein bißchen Schwund bei den Besuchern würde überhaupt nicht auffallen.

Der Rundgang startet im Paläozoikum, gut 500 Millionen Jahre vor unserer Zeit. Hier beschränkt sich das Leben noch auf die Ozeane (ein gewisser Herr Ulmo wird damals reichlich zu tun gehabt haben). Möglicherweise ist das auch die Erklärung dafür, dass sich das Leben auch das Land eroberte (er wollte mal wieder seine Ruhe haben). In Minas Münchehagen finden sich dazu erste (riesige) Insekten, die ab dem Devon die extrem sauerstoffreiche Atmosphäre nutzen, um gigantisch groß zu werden. Samweis Gamdschie hätte seine helle Freude an diesen Libellen gehabt! Ab dem Perm sind dann Reptilien zu sehen. Schon erstaunlich, wie zutraulich die Parkbesucher zu diesen Therapsiden sind, die wir übergroße Schildkröten aussehen und sie sogar am Kinn kraulen! Wir finden das unverantwortlich.

Teilweise wurden die Dinosaurier von Scheinwerfern oder nur von Taschenlampen angestrahlt, wodurch sie noch einmal so stark wirkten wie tagsüber. Angela unterstützte tatkräftig die anderen beim Fotografieren bei schwindenden Tageslicht, indem sie die Dinos anleuchtete. Dabei liessen sich spannende Details erkennen, z.B. beim Stegosaurus, dessen Knochenplatten im harten Lichtstrahl der Taschenlampe besonders auffielen.

Immer wieder trafen wir auf Feuerwehrleute, die mit Fackeln die Wege erhellten, denn mittlerweile war es stockdunkel geworden. Im Fackellicht war sogar der Plesiosaurier zu erkennen, der bei den Jurassic Days im Juli noch im Urlaub war. Ein wahre Herausforderung für Angela war der Riesenlanghals, der sich geradezu impertinent allen Beleuchtungsversuchen widersetzte. Ohne Weitwinkel war man hier fast chancenlos, also musste Uli ran, der dann auch prompt beklagte, dass er blöderweise kein Stativ mitgenommen hatte (das sollten wir in dieser Nacht noch öfter hören). Weiter hinten gab es spannende Szenen mit Muttertieren von Herbivoren (Vegetarier) und Carnivoren (Steakliebhaber), die ihre Beute schon am Boden hatten oder ihr an den Hals sprangen, um sie zu töten. Im Dunkeln sah das ziemlich cool aus.

An den versteinerten Dinosaurierfährten herrschte Gedränge. Schuld daran war natürlich "Rexie"; der Tyrannosaurus, der einst im Auftrag von Universal Werbung für "Jurassic World: Das gefallene Köngreich" gemacht hat und heute in Münchehagen wohnt. Anatomisch ist die Gute nicht - aber für ein Selfie ist sie immer zu haben. Blue - die bekannte Vertreterin der Velociraptoren aus der gleichen Filmreihe - war dagegen in der Dunkelheit kaum zu erkennen und noch schwerer abzulichten. Am Tage kann man ihre Intelligenz in den leuchtenden Augen sehen.

Nach der Halle mit den Dinosaurierfährten, deren Fund den Dinopark damals überhaupt erst begründet, verlief sich die Meute dann langsam und wir konnten tolle Schattenfotos mit den Saurierern machen, die sich uns bereitwillig zur Verfügung stellten. Wir haben übrigen gehört, dass die Iguanodons gerade den "Hobbit" lesen und noch vor Weihnachten den "Herrn der Ringe" anfangen wollen, um im Frühjahr mit Tolkiens Epos durch zu sein, wenn der Park wieder öffnet.

Der ansteigende Fußweg führte uns weiter zum Pteranodon-Areal; diese Flugsaurier wirken mit ihren weitgespreizten Flughäuten und ihre aufgerichteten Pose schon am hellichten Tag ziemlich lebendig, jetzt jedoch... aber das würde zu weit führen und unsere Leser nur verunsichern. Inzwischen war der Großteil der Besucher schon gegangen (oder die Dinos hatten einen guten Tag) und es waren nicht einmal mehr Feuerwehrleute zu sehen. Also mussten wir selber leuchten, was mitten im Wald gar nicht so einfach war. Hinter dem Holzzaun mit seiner 10.000-Volt-Absicherung stand der Seismosaurier, dessen weit geöffnetes Maul wir versuchten abzulichten, was gar nicht so einfach war, weil er für die ausgedehnte Belichtungszeit nie lange genug aufsperrte. Der kleine T-Rex, der kurz dahinter seinen frisch erlegten Triceratops fraß, war ein einfacheres Motiv - der ließ sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Dafür roch er ziemlich streng.

Kurz vor der Ära der Säugetiere trafen wir auf eine große grüne Schlange. Ordentlich, wie wir nun mal sind, stellten wir uns hinten an. Einige von uns mussten das hoch aufgerichtete Tier aber erstmal liebevoll in den Arm nehmen (Tipp: wer im Zoo mal die Möglichkeit bekommt, eine Schlange anzufassen, sollte das unbedingt machen - Schlangen fühlen sich wirklich wunderbar an). Im Dinopark endete der Rundgang mit den ersten noch sehr kleinen Mammalia (Säugetiere), die im Dunkeln nur schwach erkennbar waren - im Gegensatz zu den ersten Menschen, die gerade erfolgreich ein Mammut gejagt hatten und nun darum knobelten, wer den Fleischberg ausnehmen und zubereiten musste).

Die Halle mit versteinerten Dinosauriereiern, dem frisch geschlüpften Nachwuchs und den dazu gemalten Eltern durchquerten wir rasch, den unsere Mägen meldeten sich deutlich. Im Gegensatz zu den Dinosauriern hatten wir außer Fotos schließlich nichts erbeutet. Hinter der verlassen im Dunkeln liegenden Mitmachhalle leuchtete uns das Restaurant entgehen, hell, freundlich und besucht wie der "Grüne Drache" zu Abendessenszeit. Hier fanden wir auch die ganzen Feuerwehrleute wieder, die vermutlich alle den einen oder anderen Hobbit in ihrer Ahnenlinie hatten, wenn man so auf ihre Teller schaute.

Wir können mit Fug und Recht stolz darauf sein, dass wir die letzten Menschen sind, die Minas Münchehagen in dieser Saison lebend verlassen haben. Das hätten wir nicht geschafft, wenn wir uns beim Essen und beim Bummel durch den Souvenirshop nicht so viel Zeit gelassen hätten. Dafür gab es dann auch einen Ehren-Dino geschenkt. Und im nächsten Jahr kommen wir natürlich wieder.